(unbek. Verfasser)
 
 
Das Leben ist wie eine Pusteblume.
Wenn die Zeit gekommen ist,
muss jeder alleine fliegen.
 
 
 
 
 
 

Erscheinungen und Visionen

(Teil 1)

 

Der folgende Bericht hat sich tatsächlich genauso abgespielt. Ich habe seinerzeit mitten in der darauffolgenden Nacht des Geschehens, das Manuskript verfasst, weil mich diese Geschichte noch die ganze Nacht hindurch beschäftigte und fest gefangen hielt, mir irgendjemand im Schlaf mit grossem Nachdruck sagte, ich solle es unbedingt aufschreiben. Innerlich kam ich nicht mehr zur Ruhe, so stand ich gegen 01.30 Uhr auf und begann das Erlebte nieder zu schreiben...
 
 
Es war Sonntag, der 21. Oktober 2007 und es war einer der grausigsten Herbsttage, die man sich nur vorstellen kann. Schon beim Erwachen glaubte ich mich, aufgrund der Dunkelheit, noch in tiefster Nacht zu befinden, dabei zeigte mir die Uhr, dass es doch schon recht spät an diesem Morgen war. Also musste ich raus aus den Federn. Den Blick aus dem Fenster hätte ich mir lieber erspart, alles war feucht, fasst richtig nass, es war ein hässlicher Morgen. Dicke Tropfen reihten sich wie Perlen auf der Schnur entlang der Wäscheleine. Die Scheune und Ställe unseres Hofes lagen in nassem, nebligem Dämmerlicht, alles war grau in grau. Es schien nicht nur feucht und nass zu sein, sondern auch mächtig kalt, denn das Scheunendach wirkte, als sei es mit Puderzucker leicht überstreut. Also musste es wohl den ersten richtigen Frost gegeben haben. Na super, dachte ich fast ein wenig wütend, das passt so richtig zu meiner Traurigkeit ob der Trauer, die mich damals noch sehr fest im Griff hatte. Seit dem Tod meines geliebten Mannes hasste ich Sonntage sowieso schon mehr als alles andere, wegen der zermürbenden Einsamkeit, die wir als Trauernde ganz besonders an den Sonntagen (Familientage) fühlten. Für mich waren die Sonntage allesamt nur beängstigende "Totensonntage".  Somit hatte dieser "Totensonntag" auch das wirklich passende Wetter dazu bereit gestellt. Ich hasste dieses schreckliche Alleinsein! Die damit verbundene Einsamkeit machte mir Angst und immer wieder kamen besonders an diesen Tagen die letzten Stunden und Minuten kurz vor dem Tod meines Mannes wie Flashbacks vor meinem geistigen Auge hoch. Mein Mann starb an einem Samstag und der minütliche Ablauf des Geschehens der letzten Stunden mit ihm, durchlebte ich noch monatelang an jedem Wochenende ganz intensiv. Wer ahnte schon, wie es damals wirklich in mir aussah, welche höllischen Qualen ich ausserdem durchlitt, weil mir mein geliebter Mann so sehr fehlte. Diese Trauer um meinen Mann trieb mich fast in den Wahnsinn. Es war schwer für mich zu begreifen und akzeptieren zu müssen, dass er einfach nicht mehr bei mir war, niemals mehr nach Hause zurück kommen würde und ich meinen weiteren Weg nun ohne ihn gehen sollte, wo wir doch immer alles gemeinsam gemacht haben. Na ja, ich musste Schritt für Schritt, ganz langsam lernen auf meinen eigenen Beinen zu stehen. Glücklicher Weise hatte ich intensive Unterstützung von der Trauerbegleitung, Psychologen und meiner Freundin, die mich so annahmen und verstanden, wie ich zu der Zeit war. Nun war wieder so ein verhasster Sonntag. Ich hatte ihn schon Tage vorher tapfer mit Plänen vollgestopft, doch all meine Pläne, die ich für diesen Sonntag ins Auge gefasst hatte, damit er nur so schnell wie möglich überstanden ist, schmiss ich jetzt, angesichts des Wetters, über den Haufen. Gartenarbeiten hatte ich mir auferlegt, aber bei diesem Wetter war das doch absolut nicht möglich. Am liebsten wollte ich mich wieder im Bett verkriechen, Decke über den Kopf, nichts sehen und nichts hören. Doch ich war hellwach und meine zwei Vierbeiner warteten auf ihre Zuwendung und Versorgung. Sie waren meine treusten Kumpel, alles was mir wirklich noch geblieben war und vor allem mein Hund Lissy trauerte auch um meinen Mann, ihrem Herrchen, und sie brauchte mich jetzt mehr denn je.
 
Naja, dachte ich dann plötzlich so bei mir, irgendwie bin ich ja wohl auch doch nicht mehr so ganz allein. Einerseits hatte ich noch Hund und Hase. Aber dann gab es da noch eine kleine sich anbahnende Wende in meinem sehr schwerem Schicksal und Leben. Es gab jemanden, mit dem ich bereits viele Momente der Trauer teilte, der mir schon ein wenig wichtig geworden war und der auch mich brauchte, um mit mir über seine Trauer zu reden. Sicher, unser Kontakt bestand nur aus Telefongesprächen und langen Mails, aber es tat gut, zu wissen, da ist wer, der mich braucht. Deshalb riss ich mich zusammen und dachte, nein, ich sollte jetzt nicht ungerecht sein! Ich muss jetzt irgendwie neuen Mut aufbringen. Noch ahnte ich nicht viel von dem, was später mit dieser Trauerbekanntschaft auf mich zukommen würde.
Damals in dem Augenblick meiner rasenden Gedanken, redete ich mir immer wieder gut zu und sagte mir: "Ich bin doch irgendwie auch schon wieder ein kleines bisschen glücklich, denn seit kürzerer Zeit bin ich ja wirklich gar nicht mehr so ganz allein. Es gab an jenem Sonntag schon jemanden, mit dem ich erst gerade abends zuvor eine unglaubliche und sehr schöne Zeit am Telefon, mit einem, wenn auch von Trauer überschattetem, dennoch aber auch sehr netten Gespräch verbracht hatte. Ihm ging es nicht anders wie mir, er hat gleiches schweres Schicksal erlebt und er war psychisch aufgrund der Trauer genauso runter wie ich. Auch er stand am Rande eines tiefen Abgrundes. Nein, ich bin nicht wirklich allein, jemand ist da und denkt an mich - ich bin wieder jemandem wichtig und sei es nur für einen Moment, für unsere Gespräche, am Telefon, die uns helfen, vielleicht irgendwie zu begreifen, zu verstehen, was uns widerfahren ist.....Ja, ich werde gebraucht und bin ihm wichtig. Das sagte er mir damals immer wieder bei unseren vielen Telefonaten. So rasten meine Gedanken an jenem Sonntag durch meinem Kopf. Ich versuchte mir damit Mut zu machen, mich zu trösten und an diesen Menschen zu glauben und ihm zu vertrauen. Als ich mir dann bewusst war, dass da tatsächlich jemand ist, der auch mir vertraut und die Gespräche mit mir braucht, gerne mit mir plaudert, der sehr viel Wert auf mich legt, durchzog mich ein sehr angenehmes Gefühl. Ich spürte eine tiefe, innere Dankbarkeit an Gott, für diesen wunderbaren, liebevollen Menschen, mit dem ich im Moment Freud und Leid teilen durfte, der mich in meiner Trauer verstand, mich annahm mit all meinen traurigen Gefühlen, weil er ganz genau wusste, wovon ich sprach. Er ertrug mich, wenn ich um meinen geliebten Mann weinte und nur stumm oder schluchzend den Telefonhörer festhielt, obwohl ich mit ihm reden wollte, um nicht allein zu sein. Ich wusste, er ist da für mich, versteht meinen Schmerz und fühlt genau so wie ich ich. Auch sein Herz ist gebrochen, voller Trauer um seine geliebte verstorbene Frau. Und ich war gleichermaßen da für ihn, wenn es ihm schlecht ging, wenn er am Telefon weinte und sich nach seiner geliebten Frau sehnte, die nie wieder zu ihm zurück kommen konnte. Dieser Mann mit seinem Verständnis und Mitgefühl, war und ist mein Engel, der mir aus einer anderen Welt geschickt worden sein musste. Es war und ist eines der kostbarsten Geschenke in meinem Leben, nach all dem Leid und Elend. Zur damaligen Zeit in dieser tiefen, schweren Trauer dieses kleine Glück haben zu dürfen, war unglaublich, ein wahres Wunder und wie ein helles Licht im dunklen Tunnel. Er war mein Strohhalm, an dem ich mich über Wasser hielt, der mir mehr bedeutete und mehr Halt gab als alle Trauerbegleitung und Psychologen. Ich wusste, dass er mich versteht, weil es ihm genauso ging wie mir, dass bedeutete mir alles. Meine Trübsal verschwand allmählich mit meinen Gedanken an ihn, ich dachte daran, ihn nachmittags oder abends anzurufen, um wieder mit ihm zu reden, und als mich mein Blick noch einmal durchs Fenster nach draußen zog, sah das Wetter eigentlich gar nicht mehr ganz so grau in grau aus.
Das Wetter hatte sich natürlich überhaupt nicht geändert in den wenigen Minuten, aber meine Gedanken wurden heller, in Erinnerung des zuvor verlebten Abends mit "ihm" am Telefon. Seltsam, bei all der Trauer, soviel Freude und Glück empfinden zu können, so sehr, dass sich sogar das Wetter im Auge des Betrachters, in meinem Auge, schlagartig ändern konnte! Das Grau bekam im wahrsten Sinne des Wortes wieder Farbe. Fast schämte ich mich für meine positiven Gefühle, immerhin war ich noch in tiefster Trauer, vermisste meinen Mann unsäglich, wie konnte ich da schon wieder Glück und Freude empfinden? Stand mir das überhaupt zu???

Gegen Mittag zog ich mich schlussendlich an, um zum Friedhof raus zu fahren. Es gab Tage, da fuhr ich drei, vier Mal zum Friedhof, obwohl ich nie einen wirklichen Bezug zum Grab hatte, denn ich konnte meinen Mann nicht in dem Grab"finden". Ich spürte ihn doch immer bei mir, in mir und nicht in dieser Erde. Dort auf dem Friedhof, der einer grossen Parkanlage gleicht, war es ruhig. Ich befand mich zudem auf neutralem Boden und ich konnte irgendwie in dieser Stille mit meinen Mann in Verbindung treten. Ja, ich sprach immer wieder mit meinem Mann und bekam stets Antwort, so als stände er wirklich leibhaftig neben mir. Aber da unten im Grab, nein, da  war er nicht, niemals! 
Nein, ich sah meinen Mann wirklich nie in dieser kalten, schmutzigen Erde. Für mich war diese kalte Grabstelle nichts weiter als eine Gedenkstätte für uns beide. Mein Mann ist nun in einer anderen Welt doch niemals dort in der Erde, dass wusste ich von Anfang an und auch heute noch denke ich so!
Mit diesen Gedanken begab ich mich auch an jenem Sonntag auf den Weg zum Friedhof...
 
Auf meiner Fahrt dorthin führte mich der Weg wieder über die Landstrasse durch eine wunderschöne hügelige Landschaft, mit herrlich weitem Rundblick. Mein Mann liebte diesen Weg immer und hielt dort oben auf einer Kuppe vielmals an. Gemeinsam bestaunten wir von dort oben oftmals die herrlichsten Sonnenuntergänge.
Nur, an jenem Sonntag war nicht viel mit diesem weiten Blick. Alles lag total im Nebel, grau in grau und düster. Meine Stimmung ließ sich dennoch nicht davon runterziehen, meine kleine geheime Glückseligkeit trotzte diesem miesen Wetter. Inzwischen hatte ich die besagte Anhöhe erreicht. Als ich diese gerade passierte, lichtete sich plötzlich Knall auf Fall, ganz abrupt, der Blick am Horizont und vor mir lagen klar und deutlich die Hügelketten. Trotz des trüben grau in graus war die Farbenpracht des herbstlich bunten Laubes dort hinten überwältigend und bahnte sich mit einem Male stolz ihren Weg durch allen Nebel und  Grau.
Die gesamte Farbpalette aller warmen Herbstfarben strahlten mich an, berührten mein Herz und es gab ein wohliges Gefühl, eine wahre Streicheleinheit für die Seele. Ich denke ich muss die Farben nicht aufzählen, wer Augen hat zu sehen, ein Herz sie aufzufangen, der kennt und genießt sie jeden Herbsttag aufs Neue. Einfach herrlich, Gottes Garten..."
Tja, früher hatte ich einen Fahrer, der mich sonntags einlud diese Welt zu erkunden" , dachte ich voller Wehmut bei diesem Anblick. Mein geliebter Mann unternahm nämlich sehr oft mit mir solche kleinen, kurze Ausflüge, bei Wind und Wetter. Wusste er doch nur allzu gut, welch Seelenlab und Inspiration diese Trips für mich waren. Ich sog die Landschaftsbilder immer wieder aufs Neue tief in mich ein, um sie später in einem meiner Gemälde wieder frei zu geben. Diese kleinen Ausflüge bedeuteten mir tausendfach mehr als ein großer Urlaub in einem anderen Land. Es sind immer die kleinen einfachen Dinge, die mein Herz vor Glück überschäumen liessen und lassen und niemand wusste dieses mehr zu schätzen als mein Mann. Deshalb machte er mir oft ein Geschenk damit, wenn er lächelnd sagte:"Nati, komm, wir fahren, ein bisschen deine Welt angucken...".

Nun fuhr ich hier ganz alleine durch die Gegend und die Gedanken in meinem Kopf fanden unkontrolliert ihren eigenen Weg, wie immer, auch, oder gerade eben während dieser Fahrt zum Friedhof und natürlich waren meine Gedanken bei meinem geliebten, verstorbenen Mann:
"Was er jetzt wohl macht, wie es ihm wohl geht da in dieser anderen Welt, oder dort oben im Himmel...hoffentlich ist er nun frei und ohne Schmerzen, erlöst von allen Qualen. Ist es wirklich echt, wenn ich so ab und zu Zeichen und Anweisungen von ihm bekomme...???
Ob er wohl staunt und ein bisschen stolz auf mich ist, wie ich alles irgendwie selbst in die Hand genommen habe...und was er wohl dazu sagt, das ich all seine Aufgaben auch mit übernommen habe... selbst seine Werkzeuge benutze ich zu Reparaturen aller Art...und wie er das wohl sieht, das jemand so Liebes in mein Leben getreten ist...hatte er seine Hände mit im Spiel bei all den wundersamen Dingen, die mein Leben gerade so verändern, bei all dieser Fügung, wie es alle die mich betreuen, nennen? Ob er mir auf all meine Fragen, auf all meine Gedanken wohl nur noch einmal eine Antwort gibt???
Ach, das wäre so schön, zu wissen, was er sagt,...oder hat er mir vielleicht schon geantwortet und ich hab's übersehen.... überhört...ach, wenn er mir doch nur noch einmal , ein einziges Mal irgendwie ein Zeichen geben würde...irgendwie, nur das ich weiß, alles ist o.k., alles ist gut und richtig, was ich mache…"
 
In tiefster Verbundenheit mit ihm sinnierte ich so, derweil ich mit meinem Blick ganz fest in diesem herbstlichen Farbenspiel versunken war. Dieses unbeschreibliche Farbenspiel, was mir dort auf der Anhöhe geboten wurde -wahnsinnig...

So verbunden mit diesen tiefen Gedanken an meinem Mann, glaubte ich nicht, was sich ganz plötzlich mehr und mehr wie ein dramatisches Schauspiel und unvermittelt vor meinen Augen auftat und abspielte. Ich musste meinen Wagen am rechten Straßenrand stoppen, parken, um alles mit meinem Geist und meinen Augen erfassen zu können! Ich war zu höchst erschrocken, aufgeregt, fast außer mir:
Der breiteste und höchste Hügel mitten in dieser Hügelkette, erleuchtete plötzlich als einziger Hügel in der großen Weite, in ganz wunderbarem, warmen, gigantisch goldenen Sonnenlicht. Er sah aus wie ein richtig goldener Berg! Ich bekam eine enorme Gänsehaut bei dem unglaublichem Anblick. Nur dieser eine Hügel in der Mitte wurde von der Sonne ganz hell beleuchtet... und irgend etwas berührte mich sehr tief in meinem Inneren, irgendwie fühlte ich etwas ganz Seltsames im Herzen und konnte es nicht deuten. Es war wirklich ein tief beeindruckendes Bild und ein Gefühl dabei, das mir unglaubliche Gänsehaut bescherte. Nicht mal die beiden rechts und links angrenzenden Hügel bekamen auch nur einen winzigen Strahl von der Sonne ab, diesem so hellem, gleißendem, goldenem Licht.

Dann geschah etwas noch unbegreiflicheres, mir fast den Atem raubend: Plötzlich erhoben sich zwei ganz leichte, hauchdünne und zerklüftete Gestalten aus den oberen Wipfeln der Bäume. Diese Gestalten sahen aus, wie aus Seide, hauchzart und sie schwebten ganz gemächlich dem Sonnenlicht zu. Es sah wirklich so aus, als schwebten zwei wunderschöne Gestalten, wie richtige Engel, sich an den Händen haltend, himmelwärts. Noch heute, kommt mir dieses Bild glasklar vor Augen und ich kriege noch immer eine Gänsehaut, wenn ich daran zurück denke. Was immer es war, es war ein unglaubliches Schauspiel und es zog mich fest in den Bann. Trotz aller Erregung hielt mich ein tiefes, sehr beruhigendes Gefühl des Friedens gefangen und ich konnte meinen Blick von diesem wundervollen Lichtspiel nicht mehr los bekommen. Tränen stiegen mir in die Augen und mein Körper erfuhr eine Gänsehaut nach der anderen. Gleichzeitig war ich irgendwie gelähmt und regungslos da in meinem Auto.

Hätte ich nur meinen Fotoapparat dabei...immer nehme ich ihn mit, warum heute nicht...schoss es mir durch den Kopf.

Aber dieses, mich erstarren lassende Bild, dieses göttliche Schauspiel hat sich auch ohne Foto unauslöschlich in meiner Seele festgebrannt.
Ich befand mich im Rausch eines seltsamen Gefühles - nenne ich es Frieden, oder Glückseligkeit, oder war es wirklich eine Erscheinung aus Anderswelt? War ich in Kontakt mit Anderswelt? Was wissen wir denn schon großartig mit unseren rational denkenden Gehirnen. Ja, und wie ich so in Gedanken und in diesen tiefen Gefühlen versunken war, erschien mir plötzlich das Gesicht meines Mannes vor meinem geistigen Auge. Ein kräftiger Schauer durchzuckte nochmals meinen Körper und hielt mich fest gefangen, in einer sehr selten dagewesenen Form. Ich hatte keine Chance, mich los zu lösen. Mein Mann nickte mir aufmunternd und fröhlich zu, ich vernahm seine beruhigende Stimme, die mir friedlich sagte:"...alles ist gut, ist schon alles gut so und in Ordnung... Machst es schon alles richtig...mach dir keine Sorgen" und dann war da noch seine augenzwinkernde Zustimmung, die mir zu seinen Lebzeiten immer signalisierte:"...ist doch gut so, mach weiter so... du packst es schon...."
Erst meine eigene Stimme, die ich leise hören sagte: "...ja, ist in Ordnung..." lies mich in die Wirklichkeit zurück kehren. Für einen Moment lang konnte ich noch den goldenen Hügel im Sonnenlicht betrachten. Doch so langsam verschwand dieses helle Sonnenlicht mehr uns mehr und auch der Hügel tauchte wieder unter in dem grau in grau dieses dunklen Herbsttages. Zurück geblieben war mir ein Gefühl der Sicherheit für meinen neuen Weg und es blieb mir auch das Leuchten in meiner Seele.
Nun wusste ich, und war überzeugter denn je, ich befand mich damals schon auf dem richtigen Weg in mein neues Leben. Es gab eine Familie, die mich brauchte, die mich lieben würde, so wie Gott mich geschaffen hat, mit all meinen Vor- und Nachteilen. Mir war mit einem Male klar, ich würde meinen Weg weiter gehen, egal wie sehr man mich dafür hier auf Erden und in meinem Umfeld hasste und verdammen mochte. Mein Mann liebte mich mehr als alles andere auf der Welt und ich weiß, dass seine größte Sorge nicht sich selbst galt, sondern mir, was aus mir wird, wenn er gegangen ist. Er wollte stets mein Glück und konnte nicht darüber entscheiden bei mir zu bleiben, dass wusste er, denn die Entscheidung, dass sein Leben an meiner Seite zu Ende war, hatte eine höhere Gewalt, nämlich Gott getroffen.
 
Inzwischen liegt dieses Ereigniss einige Jahre zurück, ich lebe in meiner neuen, wundervollen Familie, die mich wirklich liebevoll in ihre Arme geschlossen hat, mit einem herzensguten Mann, zwei wundervollen Kindern. Ich fühle mich geliebt und ihnen gilt nun meine ganze Liebe und auch all meinen neuen Verwandten und Anverwandten, denn auch sie hiessen mich liebevoll und herzlich in ihrer Welt willkommen. Ich habe viele neue Freunde, habe mich hier integriert und ich bin hier noch einmal sehr glücklich geworden. Ich bin Zuhause, das heisst, ich habe wieder ein liebes Zuhause und ich weiß, dass zwei ganz besondere Engel über mich und meine wundervolle, liebe Familie wachen.

Oh ja, ab und zu treffe ich meinen Mann – wie? Dass ist egal, ich weiß, dass er da ist und in seiner Welt in Frieden lebt, weil er erlöst ist von aller Pein und mich in guten, lieben Händen weiß. Wann immer es nötig ist, schenkt er mir sein schelmisches, liebevolles Lachen und ich höre, wie er sagt:“ Ach, Nati, du machst das schon…! "

Und ich kann heute, mit Abstand seit dieses geschehen ist, mit Überzeugung und Bestimmheit sagen, dass ich ihn damals bei diesem unglaublichen Ereignis in seiner anderen Welt besuchen durfte. Er hat mich wissen lassen, dass es ihm gut geht, er noch da ist, wenn ich ihn brauche, aber meinen Weg weitergehen muss. Ich bin ihm so unendlich dankbar dafür! Es war ein göttliches, einmaliges und wunderschönes Erlebnis für mich. Mein Dank gilt meinem geliebten verstorbenen Mann, der mich schon zeitlebens auf seinen Händen trug.

Unsere Lieben werden immer bei uns sein, sie sind nicht wirklich fort, wir können sie nur nicht mehr in der Form sehen, wie wir es gewohnt waren. Und lassen wir sie in Liebe zu uns kommen, so sie uns etwas zu sagen haben, weil sie uns helfen möchten, werden wir es auch empfangen, wir müssen uns ihnen nur öffnen und ihnen weiterhin vertrauen.
Sie werden uns immer führen, damit es uns gut geht und wir zum Leben zurück finden. Sie wollen, dass wir so glücklich sind, so wie sie es sich für uns wünschen. Deshalb werden sie immer irgendwie auf unserem irdischen Weg dabei sein und mitmischen.

Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, davon weiß der Mensch noch viel weniger als ein Punkt auf dem kleine i und nicht ein Wissenschaftler kann sie erklären – ist auch gut so, ganz sicher!

In diesem Sinne
herzlichst
Merlin

 

 
 
 
 
 

Nach oben